Annette, Simon und Oliver führen eine Beziehung, die für viele Menschen ungewöhnlich erscheint. Annette ist mit Simon verheiratet, gemeinsam haben sie einen kleinen Sohn und leben in einer charmanten Altbauwohnung. Doch Annette liebt nicht nur Simon, sondern auch Oliver, der in einer WG in der Nähe wohnt. Dass Simon und Oliver sich gut verstehen und befreundet sind, macht ihr Lebensmodell nicht nur möglich, sondern auch bereichernd. Zu viert fahren sie in den Urlaub, feiern Geburtstage gemeinsam und teilen ihren Alltag – so, wie es für sie passt.
Doch nicht alle können mit diesem Modell etwas anfangen. Besonders bei den Großeltern auf dem Land stößt die polyamore Familie immer wieder auf Unverständnis. Fragen, skeptische Blicke, gut gemeinte Ratschläge. „Und das klappt wirklich?“, „Aber ist das nicht kompliziert?“ oder „Wie wirkt sich das auf das Kind aus?“ Die drei haben gelernt, sich nicht zu rechtfertigen, sondern selbstbewusst zu vertreten: Es funktioniert – weil sie es so wollen.
Doch auch innerhalb ihres Beziehungsgeflechts gibt es Herausforderungen. Immer wieder entstehen Spannungen: Wenn Annette länger bei Oliver übernachtet und Simon sich mehr Zeit mit ihr und dem Kind wünscht. Oder wenn Oliver früher aus dem Urlaub abreist, damit Annette und Simon sich bewusst Zeit mit dem Kind nehmen können. Es sind Momente, in denen jeder Einzelne spüren muss: Was brauche ich? Wo beginnt meine Grenze?
Um aus Spannungen keine Konflikte werden zu lassen, haben sie sich bewusst für eine regelmäßige Kommunikation entschieden. Anfangs mit professioneller Begleitung, heute in selbst vereinbarten Gesprächen. Sie haben gelernt:
· ihre Beziehung und ihre Kommunikation in den Mittelpunkt zu stellen,
· alle Bedürfnisse offen auszusprechen,
· Strukturen zu schaffen, in denen sie sich wohlfühlen,
· Gerechtigkeit zu spüren, indem alle Stimmen gehört werden.
Das Ergebnis? Es funktioniert. Weil sie es nicht dem Zufall überlassen. Weil sie nicht davon ausgehen, dass sich alles schon irgendwie regelt. Sondern weil sie ihre Beziehungen bewusst gestalten.
Nun leben die meisten Menschen nicht in polyamoren Konstellationen. Doch wir alle können von ihnen lernen. Denn auch in klassischen Beziehungen und Familien entstehen Spannungen – sei es durch unterschiedliche Bedürfnisse, Erwartungen oder äußere Einflüsse. Was die drei uns zeigen: Es geht nicht darum, ob ein Modell konventionell oder ungewöhnlich ist. Sondern darum, wie wir es gestalten. Wie wir sprechen, zuhören, Kompromisse finden und für uns einstehen.

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Sie ist eine Entscheidung – und manchmal auch ein bisschen Organisation.
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